Ja das hört sich wie ein ironischer Spruch nebenbei an. Aber wenn ich näher darüber nachdenke dann ist da mehr dran als man im ersten Moment vermuten würde.
Natürlich ist mein Alltag mit Pferden stressiger. 5:00 Uhr aufstehen, arbeiten bis 16:00. Direkt von der Arbeit geht es in den Stall (der nicht wirklich direkt um die Ecke liegt). Dort verbringe ich mindestens 2 Stunden. Heißt im Klartext ich bin in der Regel abends zwischen 19:00 und 20:00 Uhr zu Hause.
Ich dachte ich fasse das ganze mal in 3 Punkten zusammen:
- Disziplin. Viele fragen mich woher man denn die Disziplin dafür aufbringen kann. Naja mein Pferd gibt mir ja erst die Motivation. Nicht nur um jeden Tag zu reiten, sondern jeden Morgen aufzustehen und einfach zu funktionieren :). Auch im Winter wenn es -10 Grad sind. Mit Pferd kannst du dir es einfach nicht leisten dich tagelang in dein Bett zu verkriechen. Oder tagelang feiern zu gehen und dann den nächsten Tag durchzuschlafen. Auch das musste ich erst lernen. Meine Pferde haben mich praktisch erzogen ;)! Daran bin ich unheimlich gewachsen. Auch heute noch. Da sind wir auch schon beim nächsten Punkt.
- Verantwortung. Ja dein Pferd kann durchaus Dinge zerstören bzw. andere verletzen. Nicht zuletzt dich. Auch das gehört dazu. In solchen Situationen richtig zu reagieren und zu handeln bereit einem definitiv auf Vieles vor. Fragt mal einen Reiter nach folgender Situation: du bist im Wald und dein Pferd erschreckt sich. Du fällst herunter. Was tust du? Mit Garantie wird keiner sagen ich bleibe liegen und kann kümmere mich um mich. Keiner! Du hältst die Zügel so lange fest und sorgst dafür dass dein Pferd sicher nach Hause kommt ohne auch nur einen Gedanken an dich selbst zu verschwenden. Ich habe schon Mädels mit Schädelhirntrauma und gebrochenen Knochen ihrem Pferd hinterherrennen gesehen mit den Worten „ruf einen Krankenwagen!“
- Ausgleich. Schon damals bei Donna war das Reiten mein Ausgleich zum Alltag. Dementsprechend schlimm war es auch als das von heute auf morgen für mich wegfiel. Wenn du Probleme oder Stress im Alltag hast gehst du (oft auch mal unmotiviert) in den Stall. Und du kommst immer ausgeglichen nach Hause. Du hast dort die Möglichkeit abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen. Dort ist dein Rückzugsort. Ich habe das bei mir ziemlich extrem gehandhabt – das mag sein. Nur meine aller engsten Freunde ( und die kann ich nach 15 Jahren an einer Hand abzählen) werden eventuell mit in den Stall genommen. Meine Familie garnicht. Seit ich 18 war war niemals mehr ein Familienmitglied von mir dort.
Aber auch der sportliche Ausgleich ist wichtig! Da ich einen Büro Job habe kommt die Bewegung oft zu kurz. Dazu kommen täglich noch mindestens 2 Stunden Autofahrt. Das Reiten ist also für mich das was für andere das Fitnessstudio ist ;).
Aber erst jetzt hat sich mein Hobby noch als viel bedeutender erwiesen. Mit Estrellado habe ich ein Pferd gefunden das mir nicht ähnlicher sein könnte. Eins das nicht besser zu mir passen könnte. Früher hatte ich wenn ich einen Tag nicht im Stall war ein extrem schlechtes Gewissen und am nächsten Tag unheimlichen Stress. Das war einfach nichts für Donna. Was das angeht waren wir wirklich nicht auf einer Wellenlänge. Bei Lado ist das kein komplett unkompliziert. Wir haben in so ziemlich allem dem selben Rhythmus… um einen Tag frei sind wir beide oftmals froh. Selbst am Tag darauf kann ich mich spontan draufsetzen und entspannt am langen Zügel ins Gelände gehen. Glaubt mir für mich ist das absoluter Luxus. Die Hoffnung darauf hatte ich vor Jahren aufgegeben.
Die meisten Punkte davon muss ich eigentlich keinem Reiter erläutern. Aber vielleicht verstehen uns jetzt auch „Nicht-Pferdemenschen“ ein bisschen besser! 😉